Antibiotika ist der Überbegriff für eine Gruppe verschreibungspflichtiger Arzneimittel, die bei Krankheiten eingesetzt werden, die durch Bakterien ausgelöst werden. Seit der Entdeckung des ersten Antibiotikums Penicillin im Jahre 1928 sind sie aus der heutigen Medizin nicht mehr wegzudenken. Ihr Einsatz muss jedoch mit dem notwendigen Fachwissen und Bedacht erfolgen, um ihre Wirksamkeit zu erhalten. Nur 50% der Europäer wissen zum Beispiel, dass Antibiotika nicht gegen Viren wie z. B. das Grippevirus helfen, sondern ausschließlich gegen bakterielle Erreger.
Von einer Antibiotikaresistenz spricht man bei Bakterien dann, wenn die Bakterien Mechanismen entwickeln, welche die Wirksamkeit von Antibiotika abschwächen oder sogar aufheben. Dabei handelt es sich um eine natürliche Überlebensstrategie der Bakterien, die schon auftrat, bevor Antibiotika entdeckt und für die Behandlung von Menschen und Tieren eingesetzt wurden. Beispielsweise wurden in Permafrostböden (Dauerfrostboden) mehrere tausend Jahre alte Bakterien gefunden, die bereits Resistenzen aufweisen. Resistenzbildung ist also ein natürlicher Prozess, der Bakterien betreffen kann, die in der Umwelt vorkommen, aber auch solche, die Menschen, Tiere und Pflanzen besiedeln.
Problematisch wird es, wenn bakterielle Krankheitserreger resistent werden. Tiere oder Menschen, die an solchen Bakterien erkranken, können dann nur schwer oder gar nicht behandelt werden. Jeder Einsatz von Antibiotika birgt daher die Gefahr, die Resistenzbildung voranzutreiben und sollte aus diesem Grund stets umsichtig und verantwortungsvoll erfolgen. Dies gilt für die Human- und die Veterinärmedizin gleichermaßen.
Weiterhin trägt die Globalisierung dazu bei, dass antibiotikaresistente Bakterien durch den internationalen Warenverkehr und Fernreisen weit verbreitet werden. Vor diesem Hintergrund müssen Maßnahmen gegen die steigende Gefahr der Antibiotikaresistenzen grenzen- und auch fachbereichsübergreifend gefunden und umgesetzt werden.
Die bayerische Arbeitsgemeinschaft Resistente Erreger in der Veterinärmedizin leistet hierzu durch ihre interdisziplinäre Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten aus den Bereichen Agrarwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Veterinärmedizin einen wichtigen Beitrag.
Abbildung 1: In der ARE-Vet sind die Bereiche Veterinärmedizin, Lebensmittelproduktion, Hochschulen und Agrarwirtschaft vertreten.
Am 29.04.2024 traf sich die Arbeitsgemeinschaft Resistente Erreger in der Veterinärmedizin (ARE-Vet) zu ihrer 20. Sitzung am LGL in München. Sie beging damit ihr 10-jähriges Jubiläum, das mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Landwirtschaft, Veterinärwesen und Lebensmittelproduktion gefeiert wurde.
Die Vizepräsidentin des LGL, Frau Dr. Neubauer-Juric machte in ihrer Begrüßungsrede deutlich, dass die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die nur durch ein bereichsübergreifendes Vorgehen erreicht werden kann. Vor diesem Hintergrund sei die Arbeit der ARE-Vet besonders hervorzuheben, da deren Mitglieder, ganz im Sinne des Bayerischen Aktionsbündnis Antibiotikaresistenz (BAKT), aus unterschiedlichen Fachbereichen kommen und im Sinne von One-Health auch mit der Humanmedizin, vertreten durch die Landesarbeitsgemeinschaft Multiresistente Erreger (LARE), vernetzt sind.
Das kollegiale und stets auf Augenhöhe stattfindende Miteinander im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen hat Vorbildcharakter, nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch EU-weit. Die ARE-Vet setzt dabei auf ein breites Spektrum bestehend aus Information von Verbraucherinnen und Verbrauchern, Fort- und Weiterbildung der Tierärzteschaft und Tierhaltenden, und wissenschaftlicher Arbeit.
Die Teilnehmenden blickten im Rahmen der Jubiläumssitzung auf Meilensteine und Errungenschaften seit ihrem Bestehen zurück. Im Anschluss an die Fachsitzung und dem feierlichen Teil mit Laudatio kamen die Mitglieder der ARE-Vet und ihre Ehrengäste zu einem kleinen Umtrunk und Imbiss zusammen.
Die ARE-Vet nimmt das Jubiläum auch zum Anlass zu unterstreichen, dass das Problem der Antibiotikaresistenzen nach wie vor besteht und auch weiter bekämpft werden muss. So wird sie ihre Arbeit auch in den nächsten Jahren fortsetzen, um in Bayern auch weiterhin den Kampf gegen resistente Erreger bei Tier und Mensch koordiniert und gemeinschaftlich voranzutreiben.
Vom 26.-27. September 2024 traf sich die Arbeitsgemeinschaft Resistente Erreger in der Veterinärmedizin zu ihrer 8. Tagung im Kloster Plankstetten. Die Tagung stand unter der Überschrift „Antibiotikareduktion und Wirtschaftlichkeit“. Hierzu wurden explizit auch Vertreterinnen und Vertreter aus der landwirtschaftlichen Praxis eingeladen. Inhaltlich wurden Vorüberlegungen der ARE-Vet Projektgruppe „Tiergesundheit als wirtschaftlicher Faktor“ aufgegriffen und neue Aspekte eingebracht. Die grundlegende Arbeitshypothese zum Thema bestand darin, dass stabil laufende Tierhaltungsbetriebe mit gutem Management weniger Antibiotika einsetzen. Die Teilnehmenden arbeiteten aus vielen Überlegungen und angeregten Diskussionen zwei Kernpfeiler heraus, auf die sich die Stabilität der Tierhaltungsbetriebe stützt. Unter der ersten These „Wissen schafft Sicherheit“ wurde die Wichtigkeit betont, gerade in landwirtschaftlichen Betrieben eigene Prozesse zu kennen. Hierzu könne man sich auch die gesetzlichen Vorgaben zur Eigenbetriebsanalyse zunutze machen. Weiterhin waren sich die Beteiligten einig, dass ein sog. „Notfallplan“ für landwirtschaftliche Betriebe eine wichtige Rolle spielt, um auch in Ausnahmefällen handlungsfähig zu bleiben. Faktoren wie Personal, Tierzucht, Fütterungsmanagement und rechtliche Voraussetzungen, die mit langfristiger Planungssicherheit zur Stabilität der landwirtschaftlichen Betriebe beitragen können wurden unter der zweiten These „Planbarkeit schafft Sicherheit“ zusammengefasst. Die Ergebnisse der Tagung sind Grundlage für die weitere Arbeit der ARE-Vet und werden unter anderem Einzug in die Facharbeitsgruppen finden.
Abbildung 1: Die Teilnehmenden der 8. Tagung der ARE-Vet
Vom 25. bis 26.5.2023 fand im niederbayerischen Kloster Furth die jährliche Arbeitstagung der ARE-Vet unter Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern aus Tiermedizin und Tierhaltung statt. Ziel war es, die wichtigsten Regeln zur Hygiene, zum Eigenschutz und zur fachgerechten Anwendung beim Einsatz von Tierarzneimitteln für Tierhaltende plakativ darzustellen. Durch die Zusammenarbeit der teilnehmenden ARE-Vet Mitglieder aus ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen entstanden nach vielen arbeitsintensiven und diskussionsfreudigen Stunden schließlich die Entwürfe von vier Merkblättern zu folgenden Themen:
Die finalen Merkblätter werden über die ARE-Vet Mitglieder kostenlos an Tierhalter in Bayern verteilt.
Abbildung 2: Die Teilnehmenden der 7. Tagung der ARE-Vet